Ein gewöhnlicher Tag in der Innenstadt. Oder nicht? Aufs Signal hin fällt das künstlerische Rollkommando ein. Horden blauer Frauen und Männer, die das Pflaster auf den Kopf stellen und die Straßen auf links krempeln. Rock’n’Schock! Die französische Gruppe Générik Vapeur entfesselt in ihrer längst legendären Performance BIVOUAC eine Street-Art-Attacke mit donnerndem Nachhall. 102 Blechfässer, 3 Musiker*innen und 30 Schauspieler*innen versetzen Münster in den Ausnahmezustand. Und verschwinden so schnell, wie sie gekommen sind.
Die Kreaturen kommen aus dem Untergrund. Mit Erdkrusten bedeckt, tasten sie sich in die Stadt vor. Vielleicht sind sie verschütteten Erinnerungen entstiegen, womöglich den verblichenen Fotografien aus den Alben der Großeltern. Am Prinzipalmarkt schmiegen sie sich an die Säulen aus Sandstein, lauschen dem Kopfsteinpflaster Erfahrungen ab. Die Münsteraner Gruppen Theater Titanick und bodytalk durch leuchten mit dieser ausschwärmenden Stadtraum-Choreographie die Sedimente der Geschichte. Finden ihre Erdmenschen wieder, was wir verloren haben?
An dieser Performance führt kein Weg vorbei, denn hier kommt’s dicke. Beziehungsweise: die Dicken kommen. Menschen also, die gern mal stigmatisiert werden. Das Künstler*innen-Paar Angie Hiesl + Roland Kaiser befragt mit seiner raumgreifenden Arbeit Fat Facts den Komplex aus Körpernormen und Kalorien, Akzeptanz und Vielgestalt. Über gewichtige sind undiszipliniert – Fakt oder Fake? Gibt’s nicht auch ein positives Lebensgefühl in XXXL? Mit zuckersüßer Raffinesse werden Publikum und Passant*innen zum Nachdenken über Maß und Vorurteil verführt.
Wir laden ein zu einer irrwitzigen Reise! Der niederländische Pilot, U-Boot-Kapitän und Performancekünstler Vincent de Rooij landet seine flügellose Antonov 2 in Münster. Die entpuppt sich als pralle Theaterwundertüte. Und wird zum Schauplatz für einen herrlich abgehobenen Spaß ohne Altersbeschränkung. Vor Steuermännern mit schwerer Schlagseite sollte man sich dabei ebenso wenig fürchten wie vor Cockpit-Chaoten mit lockeren Schrauben. Aber mehr darf nicht verraten werden. Alle anschnallen für den schrägsten Kurztrip der Saison!
Münsters Hafen verwandelt sich in ein begehbares Kunstwerk aus Licht und Live-Sound. Tim Gorinski und Paul Faltz errichten auf beiden Uferseiten vier von Musiker*innen bespielte Stationen mit Sender- und Empfänger-Skulptur. Von jeder Basis transportieren bewegbare Lichtstrahlen den Sound des Ortes zu einer anderen Station. Gesteuert vom Zufall. An jedem der Schau- und Hörplätze reagieren die Musiker*innen auf die ankommende Übertragung. Bis das Licht wieder erlischt. So entstehen ständig wechselnde Konzertsituationen, Partituren des Augenblicks
Der größte Kasper der Welt kommt! Oder besser: die. Ihr Name: Punch Agathe. Global bekannt als Grande Dame der Störenfriede – geboren in Melbourne, aufgewachsen in Kinshasa. Die schwarze Supersize-Rebellin wird mit grenzenlosem Charme drei Tage lang unsere schöne Stadt aufmischen. Flankiert von ihrem Gefolge aus Fuck-Border-Hippo, Baby Firefart und autonomen Potato-Tits. Exklusiv für die FLURSTÜCKE erarbeitet Stefanie Oberhoff im Probezentrum Hoppengarten drei Wochen lang mit den Snuff Puppets und Fanfare Masolo ein orchestriertes Spektakel, xxxl-supersized!
Münster, Babylon: Eine Vielzahl an Sprachen ist in den Köpfen der Menschen lebendig – zum Vorschein gebracht in der Installation Zungenbrecher. Friederike Koch und Christof Debler haben 50 Münsteraner*innen unterschiedlicher Herkunft vor der Kamera einen Stolpervers in ihrer Muttersprache aufsagen lassen. Haben Geschick und Scheitern eingefangen und daraus ein Sprechkonzert für drei gleichzeitig ablaufende Filme geschnitten. Das Ergebnis klingt wie eine geniale Mischung aus Rap, Mantra und Poetry-Slam. Und beweist nebenher, was uns alle vereint: nobody’s perfect...
Die Ka’et Tanzcompagnie ist in Jerusalem beheimatet – als weltweit einziges Ensemble, das ausschließlich aus jüdisch-orthodoxen Männern besteht. Wenig überraschend, dass die Gruppe anfangs skeptisch beäugt wurde. Inzwischen aber ist sie längst zum zentralen Impulsgeber für den israelischen Tanz abseits des Mainstreams avanciert. Mit einer Bewegungssprache, die zwischen Sakralem und Profanem oszilliert. Exklusiv für Münster – zum ersten Mal überhaupt in Deutschland – erarbeitet Ka’et Dance nun ein Stück, das ungewöhnliche Begegnungen verspricht. Für alle Seiten.
Das Künstler*innen-Duo Gintersdorfer/Klaßen eröffnet einen mobilen Pavillon – das Institut für unvorhergesehene Zusammenarbeit. Verortet im Hallraum zweier gegensätzlicher Bauhaus-Direktoren, die nur das mexikanische Exil gemeinsam hatten: Hannes Meyer und Josef Albers. Politischer Idealist der eine, Formspezialist der andere. Im temporären Institut treffen beide Suchen aufeinander. In transkulturellen Performances, beim Materialtanz, Möbelbau, Kochen oder Party. Ein Pavillon als Dauerschnellproduktionstheater.
Seine Musik gehört auf die Straße, denn dort entstand sie. Moondog, der blinde Komponist, Poet und Instrumentenbauer mit dem Wikingerhelm, war über Jahrzehnte eine Institution auf der 6th Avenue in Manhattan. Bis er in den 70ern nach Deutschland kam. Genauer: nach Münster. Aus Anlass seines 20. Todestages widmen Thies Mynther und Veit Sprenger diesem Mann, der dutzende Sinfonien und Klavierstücke hinterlassen hat, eine mobile Musikinsel, einen Klangwunderautomaten, die Moon Machine. Eine Hommage an das Außergewöhnliche!
Moondogging ist eine Koproduktion von This Machine Kills und Theater im Pumpenhaus
Eine beeindruckende Verbindung von Tanz und Artistik, die die Grenzen beider Formate auslotet. Mit ihrer waghalsigen Körperlichkeit, ihrem punktgenauen Timing und ihrer Höchstspannung bringt Block das Publikum zum Staunen. Was passiert, wenn Tanz und Artistik aufeinandertreffen? Wenn sie zusammenfließen, sich aneinanderreiben und miteinander verschmelzen? Zwanzig übergroße Blöcke werden in unendlichen Variationen von Formen verbaut für die Performer, die darauf spielen, sich damit bewegen und entdecken. Block handelt vom Leben in der Stadt; seinen Widersprüchen und Herausforderungen
Als Heimstätte des Fußball-Drittligisten SC Preußen Münster galt das Preußenstadion an der Hammer Straße einst als eine der modernsten Spielstätten Deutschlands. Ausgehend von dem Ort, wie er heute ist, hat die amerikanische Künstlerin Adrian Williams eine Performance entwickelt, die sich auf besondere Weise mit den Gegebenheiten des Stadions verbindet. Für kurze Zeit – den Moment des Sonnenuntergangs – wird das Stadion Schauplatz einer akustischen Intervention, die Williams gemeinsam mit sechs Musikern realisiert und bei der Licht und Klang in ein besonderes Wechselspiel miteinander treten, eins werden mit ihrer Umgebung.
Die Straße bietet das aufregendste Theater. Kaum einer weiß das besser als der belgische Künstler Benjamin Vandewalle. Bei den FLURSTÜCKEN 015 war seine Performance Birdwatching zu sehen. Die ließ die Realität als Film vorüberziehen, als Spiel mit Sehen und Gesehen werden. Auch seine jüngste Arbeit Walking the Line interveniert ins urbane Leben. Mit speziellen Brillen ausgestattet, begeben sich die Zuschauer*innen auf einen Parcours, der überraschende Perspektiven erschließt. Auf die Stadt als Tableau vivant.
Wer sind diese Facebook-Gesichter? Diese Instagram-Menschen? In Zeiten, in denen alles öffentlich, aber kaum etwas wirklich ist, blickt die Gruppe KompleX KapharnaüM hinter Fassaden und Mauern. Die französische Compagnie – bei den FLURSTÜCKEN 015 mit Figures Libres zu Gast – ist auf der rastlosen Suche nach dem wahren Leben. Für Hide and See(k) zeichnet sie intime Portraits der Bewohner*innen des Hansaviertels. Führt Gespräche, hört Geschichten. Und projiziert ein Mosaik echter Momentaufnahmen auf die Häuser zurück.
Die Flurstücke sind zurück. Als internationales Festival für Theater, Tanz, Performance und Film erobern sie nach 2011 und 2015 bereits zum dritten Mal die Stadt Münster – um sie für vier Tage spürbar zu verändern. Vom 20. bis 23. Juni 2019 wird die Bespielung des öffentlichen Raums wieder ganz neue Perspektiven auf vermeintlich vertraute Orte eröffnen.
Die Künstler*innen und Ensembles verlinken sich mit den vorgefundenen räumlichen Strukturen und treten mit ihnen und dem Publikum in einen Dialog. Die Flurstücke bieten dafür eine sehr offene und einladende Plattform: ein Festival für alle, bei dem der Eintritt frei ist.
Alter Steinweg 47
48143 Münster
info@flurstuecke.de
0251 / 201 38 13
17.–22.6.
11:00 – Ende offen
23.6.
11:00 – 18:00
Die Organisations-, Informations- und Diskussionszentrale der Flurstücke 019 ist Anlaufstelle für Zuschauer*innen, Künstler*innen und Interessierte. Mit aktuellsten Infos rund ums Festivalprogramm, Gesprächen mit den Künstler*innen und Kurator*innen sowie mit einer Ausstellung über die beteiligten Gruppen und ihre Projekte. Im Festivalzentrum erhalten Sie auch Informationen über Führungen zu ausgewählten Projekten und über die Werkstattgespräche mit den Künstler*innen. Außerdem ist das Festivalzentrum Ausgangs- und Treffpunkt für mehrere Produktionen.
Besonderer Dank geht an an Friedrich-Carl Freiherr von Ketteler für die Nutzung der Räumlichkeiten des Festivalzentrums
Veranstalter
Filmwerkstatt Münster,
Theater im Pumpenhaus,
Stadt Münster
Koordination
Münster Marketing in Zusammenarbeit mir der Technischen Arbeitsgruppe der Stadt Münster und Kulturamt Münster
Künstlerische Leitung
Merle Radtke (Kunsthalle Münster)
Winfried Bettmer (Filmwerkstatt Münster)
Clair Howells (Theater Titanick)
Uwe Köhler (Theater Titanick)
Ludger Schnieder (Theater im Pumpenhaus)
Festival- & Organisationsleitung
Uwe Köhler
Produktionsleitung
Clair Howells
Projektorganisation
Winfried Bettmer, Ludger Schnieder, Merle Radke
Produktion
Lisa Gelzhäuser, Niklas Becker, Till Wyler von Ballmoos, Angieszka Janowska, Laureen Laser, Gesine Kästner, Viktoria Mletzko, Anna Schlüter, Katharina Siemeling
Buchhaltung
Helmut Kimmina, Karl-Heinz Schaar
Festivalzentrum
Lisa Gelzhäuser, Isabelle Bettmer, Friederike Schmelzer, Hubert Hogrebe, Philipp Witte
Technische Leitung
Tobias Kick, Jörg Rost, Johannes Sundrup
Technik
bk-media, Audio extreme, Rost-Licht
Konzept & Design
Eine Werbeagentur namens Karlheinz
Design Plakat & Programmheft
Thomas Schauder
Social Media
Ida Feldmann
Flurstücke 019
Theater Titanick
Hoppengarten 28
48147 Münster
info@flurstuecke.com
0251 / 284 11 01
national
Heike Diehm | k3 berlin
presse@k3berlin.de
030 / 69 56 95 24
lokal
Carsten Happe
presse@flurstuecke.com
0179 / 465 08 22
Pressebilder (27MB)
Plakat & Banner (7MB)
Programmheft (2MB)